und 100 Jahre Stadion des Friedens in Leipzig

Ein schöner Sommerabend am 26. Mai in Leipzig, dazu Feierlichkeiten zum 100. und eine tolle LA-Veranstaltung, besonders für den Nachwuchs, bei der SG MoGoNo im nun 100jährigen Stadion des Friedens im Leipziger Norden an der Max-Liebermann-Straße. Zur Stadiongeschichte: Erbaut wurde das Stadion 1922/23 als „Wackerpark“, schon in der Saison 1923/24 fanden dann Fußballspiele um die Deutsche Meisterschaft statt – hier spielte u.a. Fortuna Leipzig gegen Bayern München. Anfang August 1926 wurde auf dieser Anlage der erste Weltrekord über 100 Meter mit damals beachtlichen 10,3 sec. innerhalb der Deutschen Leichtathletikmeisterschaften aufgestellt!

Doch der Zweite Weltkrieg sorgte im Leipziger Norden im Stadion für Zerstörungen, ab 1952 fand mit vielen freiwilligen Helfern der Wiederaufbau statt! Pfingsten 1962 ein großer Leichtathletikhöhepunkt - ein Sportfest mit internationalen Gästen im Stadion des Friedens mit zwei Weltrekorden der Frauen: Beim Weitsprung schaffte Tatjana Schtschelkanowa 6,53 m und ihre Landsfrau Tamara Press überbot als erste Frau mit 18,55 m die 18 m Marke! In den sechziger Jahren waren die Leichtathleten des SC Leipzig im Stadion aktiv, 1973 wurde hier das Bezirkstrainingszentrum für den Leichtathletiknachwuchs heimisch. Zweimal ab 1975 war das Stadion des Friedens auch Zielort der Internationalen Friedensfahrt. In den siebziger und achtziger Jahren war das Stadion des Friedens auch dreimal Austragungsort der Leichtathletikwettkämpfe der DDR-Spartakiade. Hier begann Hochspringer Gerd Wessig (Schwerin) mit dem Spartakiadesieg 1977 seine Karriere ehe er dann 1980 0lympiaieger im Hochsprung mit 2,36 m (Weltrekord) wurde. An diesem Wettkampftag wurde übrigens der Stabhochsprung mit Scheinwerferunterstützung eines Trabis durchgeführt, der Grund – schlechtes Wetter hatte die Wettkämpfe verzögert!

Nach der Wende wurde es dann etwas ruhiger im Stadion des Friedens, denn viele Vereine hatten damals um das Überleben zu kämpfen. 1991 wurden die Leichtathleten zum Talentstützpunkt berufen und als 2010 die neue Kunststoffbahn kam, da kam auch wieder mehr Leben in das Stadion. Und Tasso Hanke, der im nächsten Jahr „50 Jahre MoGoNo“, feiern kann, ist Organisator, Trainer und Abteilungsleiter ,sowie seit 21 Jahren auch Chef des Leipziger Leichtathletik-Verbandes. Logisch, dass Tasso Hanke innerhalb der 4. Gohliser Laufnacht für seine langjährige Arbeit für die Leichtathletik mit der Ehrenplakette des LVS geehrt wurde!

Doch Tasso kann auch von Problemen der Deutschen Leichtathletik berichten. Einer seiner besten Schützlinge ist Geleta Habtamu Agumas, der 2019 aus Äthiopien nach Leipzig kam und ein sehr talentierter Läufer ist, sich der SG MoGoNo anschloss, der Deutschkurse besucht und auch in der Autobranche arbeitet. Beim letzten Leipzig Marathon war er nach 1:08:30 h der Sieger beim Halbmarathon, und wartet seit Monaten auf Anerkennung der Deutschen Staatsbürgerschaft, aber die Bürokratie in Deutschland ist bekanntlich nicht die Schnellste! Mit dieser Siegerzeit wäre er der Dritte der derzeitigen U23 Bestenliste. Aber, da er kein Deutscher ist, wird er dort nicht geführt und darf auch nicht bei Deutschen Meisterschaften starten! Warum geht das im Fußball und Handball, dort dürfen ausländische Spieler um Deutsche Meisterschaften spielen! Ein weiterer Schützling von Tasso Hanke ist Rocco Martin, immerhin Deutscher Hallenmeister 2020 über 800 m der U20 in 1:54,23 min. und Deutscher Vizemeister 2022 in Berlin über 800 m! Als Anschlußkader hat er 2023 einmalig 200 Euro Förderung vom Verband bekommen! Damit kann kein junger Mann sich ernähren oder eine kleine Wohnung bezahlen, also muss der Verein oder Sponsoren einspringen – kein Wunder, dass unsere Decke der Anschlusskader immer dünner wird!

Doch nun zur 4. Gohliser Laufnacht, die bei besten Bedingungen stattfand und von Jan Riedel toll moderiert wurde! Zahlreiche Nachwuchsleute unterboten die Normen für die Deutschen der Jugend U20, U18 und U16. Besonders der LAC EG Chemnitz hatte ein starkes Aufgebot am Start: So die Sprinterinnen Klara Hanisch und Martha Döring über 100 m der U18 mit 11,92 s und 12,22 s, oder die Weitspringerin Emmy Utassy mit 5,89 m, oder bei der WJU16 Alina Hartnuß und Zora Schlett mit ihrem Doppelsieg über 100 m und

80 m H. Eine tolle Sprintzeit über 100 m der MJU18 legte mit 10,96 s Louis Schuster (MoGoNo) im Endlauf hin und der schon genannte Geleta Habtamu Agumas war über 5000 m in 15:01,96 min. der überlegene Gewinner. Mit einem tollen Feuerwerk wurde die Laufnacht dann beendet, am Sonnabend gab es im Stadion erneut einen Wettkampf, diesmal ein Dreikampf für die Kinder (Alle Ergebnisse unter Leichtathletik.de).

Peter Strauss